Zusammenfassung der Diskussion aus Sicht des MB

Am Samstag, 25. Juni 2016, trafen sich in Berlin auf Einladung des MB Vertreterinnen und Vertreter des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund mit Fachschaftsvertretern aus 15 unterschiedlichen medizinischen Fakultäten zu einem Meinungsaustausch über den „Masterplan Medizinstudium 2020“. Diskutiert wurde vor allem die geplante Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium. Auf einhellige Ablehnung traf die DEGAM-Idee einer obligatorischen mündlich-praktischen Prüfung (M3) im Fach Allgemeinmedizin am Ende des Studiums. Intensiv wurden die Vor- und Nachteile einer Quartalisierung des Praktischen Jahrs diskutiert. Dabei bekräftigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Widerstand gegen ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin. Bei ihrem Erfahrungsaustausch waren sich die Vertreter der Studierenden darin einig, dass die bisherigen Möglichkeiten, vor allem die Wahlfreiheit und Mobilität im PJ, gewahrt bleiben müssen. Auch müsse die Notwendigkeit einer angemessenen PJ-Vergütung stärker betont werden.

In der Diskussion zur DEGAM-Forderung einer verpflichtenden M3-Prüfung Allgemeinmedizin in Verbindung mit einem ambulanten PJ-Quartal war sich die Runde einig, dass solche Maßnahmen den Interessen der Studierenden zuwiderlaufen. Die Prüfung zwinge die Studierenden faktisch, sich für ein Quartal in der hausärztlichen Praxis zu entscheiden. Außerdem würden andere Fächer, in denen auch ein ambulanter Abschnitt möglich sei, benachteiligt. Sollte es tatsächlich zu einer M3-Prüfung Allgemeinmedizin kommen, müsste in jedem Fall sichergestellt werden, dass lehrberechtigte Professoren diese Prüfung abnehmen. Nur so könne eine gleichbleibende Qualität garantiert werden. Bislang gebe es aber nicht an allen Fakultäten entsprechende Lehrstühle. Von einer Standardisierung der Prüfungen sei man weit entfernt, zu sehr unterschieden sich die derzeitigen Prüfungen von Standort zu Standort und Prüfer zu Prüfer.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich unisono gegen einen zusätzlichen Pflichtabschnitts im PJ aus. Die Wahlfreiheit dürfe nicht weiter eingeschränkt werden. Schon jetzt gebe es im Studium mit dem Blockpraktikum und der Pflichtfamulatur ausreichend Möglichkeiten, die Praxis der Allgemeinmedizin kennenzulernen. Wenn die Politik im Studium entsprechende Reformen einleiten wolle, müssten diese inhaltlich nachvollziehbar sein. So bestand Einigkeit, dass eigentlich eine umfassende Reform des Studiums notwendig sei, die vor allem mehr Praxisorientierung und Wahlmöglichkeiten beinhalten müsse.

Eine Stärkung der Allgemeinmedizin können vor allem durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen der hausärztlichen Tätigkeit erreicht werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bescheinigten der Allgemeinmedizin überwiegend kein Imageproblem. Die persönliche Motivation sei der stärkste Beweggrund, weshalb sich ein Arzt oder Ärztin im ländlichen Bereich niederlasse. Dabei könne beispielsweise eine Rolle spielen, ob man in der Region aufgewachsen sei, in der Ärztinnen und Ärzte gesucht werden. Dagegen spreche aber der generelle Wunsch vieler Studierender, nach Abschluss des Medizinstudiums in größeren Städten zu bleiben.

Die Erfahrungen an den Universitäten mit der Allgemeinmedizin sind sehr unterschiedlich, was Qualität, Menge und räumliche Verteilung der Lehrpraxen betrifft. Gezielte Anreize (z.B. höhere Vergütung) in ländlichen Regionen würden helfen, die Studierenden zu ermutigen, in dortigen Lehrpraxen ihr PJ zu absolvieren. Hier wird eine bessere Informationspolitik seitens der KVen gewünscht, z.B. darüber, wo welche Lehrpraxen liegen und welche (finanziellen) Anreize aktuell existieren. Beklagt wurde vielfach, dass an den Universitäten kaum über die konkreten Bedingungen einer Niederlassung informiert werde. Es würden Ansprüche an die Studierenden gestellt, ohne dass Klarheit über die zukünftigen Rahmenbedingungen bestehe.

Auch würden an vielen Universitäten typische Arzt-Patient-Situationen aus der Praxis nicht gelehrt, stattdessen stehe lediglich die Vermittlung von Soft Skills (z.B. Gesprächsführung) im Vordergrund. In den Praxen gebe es ein Mentorenproblem, denn die Qualität sei sehr unterschiedlich. Bisweilen würden die Bedingungen in den Blockpraktika regelrecht abschreckend auf die Studierenden wirken. Unklarheit bestand darüber, welche Qualitätskriterien die DEGAM bei der Auswahl der von ihr zertifizierten Lehrpraxen zugrunde lege. Einige Teilnehmer äußerten Zweifel, dass es ausreichend allgemeinmedizinische Lehrpraxen in entsprechender Qualität gebe, die für ein PJ-Quartal zur Verfügung stehen könnten. Schon jetzt gebe es im Blockpraktikum vielfach keine gute Lehre in hausärztlichen Praxen.

Quartalisierung im PJ

Im Anschluss daran diskutieren die Teilnehmer intensiv die Vor- und Nachteile einer Quartalisierung im PJ. Die Wahlfreiheit und ausreichend Zeit, praktische Erfahrungen während des PJs in seinem Wahlfach sammeln zu können, um sich so beruflich zu orientieren, sind aus der Sicht des MB die Vorteile der bisherigen Praxis der PJ-Tertiale. Befürworter der Quartalisierung führen an, dass der Lerneffekt nach einer gewissen Zeit nachlasse und so eine Verkürzung der einzelnen Zeiträume verkraftbar sei, um Einblick in die verschiedenen Fachbereiche zu bekommen.

Die Probleme, die mit einer Quartalisierung einhergehen, müssten bei einer Reform des PJs unbedingt berücksichtigt werden. Hier wurden folgende Handlungsfelder identifiziert:

             Mobilität im PJ /  Auslandaufenthalte

Auslandaufenthalte in bestimmten englischsprachigen Ländern wären bei einer Quartalisierung schwerer möglich, da ein Mindestzeitraum von acht Wochen z.B. in Australien und Großbritannien obligatorisch seien.

 

             Vergütung

Hier äußerten die Teilnehmer Bedenken, dass viele Arztpraxen eine Vergütung im PJ gewähren würden. Notwendig sei eine klare Regelung für eine angemessene PJ-Vergütung, gleichgültig, wo das PJ abgeleistet wird.

 

             Umgang mit Fehltagen

Bislang nehmen viele Studierende ihre Fehltage während des PJs bewusst zur Prüfungsvorbereitung während des letzten (Wahl-)Tertials. Eine Fortführung dieser Praxis wäre bei einer Quartalisierung fraglich, d.h. eine intensive Prüfungsvorbereitung während des letzten Quartals  schlecht möglich.